10. Tag Uuksu – Salmi – Vidlitsa – Ionets - Obzha
Nach einer kurzen Nacht hat uns die Sonne viel zu früh geweckt. Der Wein, das Bier und der Vodka haben sich glücklicherweise nicht nachteilig auf unser morgendliches Wohlbefinden ausgewirkt. Aleksej hat uns für diesen Tag angeboten, sein Boot für eine kleine Spritztour auf den Ladogasee, uns zur Verfügung zu stellen. Wir wollten aber die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und sind nach der Morgenwäsche und dem Frühstück von diesem wunderbaren Platz weiter Richtung Süden abgefahren. Am Vorabend haben wir bei Aleksej, dem unter Anderem auch passionierten Fotografen, Fotos von einem schönen weissen Strand gesehen. Beeindruckt von den Bildern wollten wir die Gegend natürlich auch sehen. Und vielleicht ergibt sich auch noch einen hübschen Übernachtungsplatz dabei. Über holprigen und mit Schlaglöchern übersäten Strassen sind wir nach verhältnismässig kurzer Fahrt – es war bereits später Nachmittag geworden, an dem besagten Strandabschnitt angekommen.
Tief im Wald drinnen, aber immer noch auf einer in unseren Navis eingezeichneten Strasse, bot sich mir plötzlich ein sehr ungewohnter Anblick. Eine Brücke. Aber nicht eine normale Brücke, sondern eine aus Baumstämmen zusammen gezimmerten, eher gesagt Notbrücke, wie man solche in Filmen über Südamerika sieht. Den Übergang haben wir nach eingehender optischer Prüfung für gut befunden und daraufhin habe ich Gunnar über die Brücke gelotst. Dabei hat es schon sehr arg geknirscht und geknackt. Nach nochmaliger Prüfung, ein Brückenlager war nicht mehr so vertrauenserweckend, habe ich mich schliesslich auch dazu entschieden die Überfahrt zu wagen. Alles gut, es hat gehalten. Nach einer Rauchpause (die einen etwas mit schlotternden Knien) haben wir die Fahrt auf der immer schmaler werdenden Weg fortgesetzt.
Plötzlich kam mir ein Lada entgegen, hielt vor mir an und die Insassen versuchten mir wild gestikulierend klar zu machen, dass wir nicht weiterfahren können, weil etwas gesperrt oder eingestürzt war. Ich nahm die Warnungen zur Kenntnis, fuhr aber trotzdem weiter – ich wollte bis zu dieser Stelle kommen. Nach einem weiteren Halt ist der Lada wieder von hinten zu mir aufgefahren. Und wieder versuchten sie mir, diesmal etwas energischer, klar zu machen, dass es nicht weiter geht auf diesem Weg. Mit Zeichnungen mit einem Stock im Sand wurde mir nun klar, dass es sich um eine weitere Brücke handelt die eingestürzt war. Der eine der Männer machte mir ein Anzeichen, dass er mit mir zu einem „Professor“, der englisch spricht fahren wollte. Nach ca. 500 Meter sind wir zu einer Hütte gekommen. Da stand auch schon der „Professor“. Sergej, der sehr nette „Professor“, erklärte mir sehr anständig, dass wirklich an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken ist. Zudem befanden wir uns in einem „Biosphären-Gebiet“ das wir wieder zu verlassen hätten, hat mir freundlicherweise aber trotzdem einen Patz für die Nacht zugewiesen, wo wir bleiben könnten. Mittlerweile ist ein kräftiges Gewitter über uns losgegangen und es war zu gefährlich die morsche, rutschige Holzbrücke nochmals zu überqueren. Wir entschieden uns aus dem Schutzgebiet herauszufahren und lehnten somit das Angebot von Sergej ab, denn wir hatten bei der Hinfahrt bereits ein Standplatz für die Nacht gefunden, dass ausserhalb des Reservates und vor der Brücke lag.
Kurze Zeit später sind wir dann endlich bei dem besagten Platz angekommen. Wir wollten so weit wie möglich weg vom Wald und so nah wie möglich zum Wasser hin – der Mücken wegen. So brauchten wir einige Zeit und einige Überlegungen bis wir die Fahrzeuge richtig positioniert hatten. Standen wir doch mitten auf einem Sandstreifen, den es am nächsten Morgen galt, sicher und ohne Schaufelübung zu durchqueren.
Übrigens, der Strand war wirklich schön. Ja – und „Müggli häts au gha!!
Nach Pasta mit Narunas’s Spezialsauce sind wir dann leicht erschöpft in unsere Schlafsäcke gekrochen.
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